Es heißt:   Jeder Mensch hat sein eigenes Leben zu leben.  Jeder muß seine eigenen Erfahrungen machen.

Das ist natürlich auch so. Und dennoch ließe sich ebenso die Frage stellen: Ist es nicht schade, wenn die Lebenserfahrung eines Menschen den anderen nach seinem Tod verloren geht?

Es gibt einen Brief, den der Dichter Matthias Claudius einige Zeit vor seinem Tod an seinen Sohn geschrieben hat. Er beginnt so:

Lieber Johannes!

Die Zeit kommt allgemach heran, daß ich den Weg gehen muß, den man nicht wieder kömmt. Ich kann dich nicht mitnehmen; und lasse dich in einer Welt zurück, wo guter Rat nicht überflüssig ist.
Niemand ist weise vom Mutterleibe an; Zeit und Erfahrung lehren hier und fegen die Tenne.
Ich habe die Welt länger gesehen als Du.
Es ist nicht alles Gold, lieber Sohn, was glänzet, und ich habe manchen Stern vom Himmel fallen und manchen Stab, auf den man sich verließ, brechen sehen. Darum will ich Dir einigen Rat geben und Dir sagen, was ich gefunden habe und was die Zeit mich gelehret hat.

Dieser Brief ist zum Ausgangspunkt geworden für eine Anthologie, an deren Zusammenstellung im Schneeberg Verlag gerade gearbeitet wird und die dieses Jahr erscheinen soll. In dem Buch sollen Menschen die Möglichkeit bekommen, anderen mitzuteilen, was sie gefunden haben.

Wir sind auf der Suche nach Menschen, die Claudius´ Brief fortzusetzen in der Lage wären - Männer und Frauen, die nach einem erfahrungsreichen Leben anderen etwas zu sagen haben.

Was würden Sie den Menschen zu denken geben wollen? Was würden Sie anders machen? Was wäre für Sie gut gewesen zu wissen, als Sie selber noch jung gewesen sind?

Hätten Sie dazu etwas zu sagen? Oder kennen Sie vielleicht jemanden, der dazu möglicherweise etwas niederschreiben wollte? Falls ja, dann machen Sie ihn oder sie doch bitte mit diesem Projekt bekannt.

Die Texte können „weise” Texte sein wie der von Claudius; es hat aber ebenso seinen Sinn, wenn sich darin Ratlosigkeit spiegelt, oder vielleicht Trauer oder selbst Bitterkeit: Denn jedes Leben ist Teil des Ganzen; und jede Erfahrung, die Menschen machen, hat ihren Wert.
Persönliche Erlebnisse, die Ihre Gedanken illustrieren, können dabei gerne eingewoben werden; die Schilderungen sollten allerdings zu keinem Selbstzweck werden. Insgesamt sollte der Text so dicht und konzentriert wie möglich sein.

Ihr Text kann mit Ihrem oder ohne Ihren Namen veröffentlicht werden, wie es Ihnen lieber ist.

Bevor der Band endgültig zusammengestellt wird, treten wir noch einmal mit Ihnen in Verbindung.

Senden Sie Ihren Beitrag an folgende Adresse:

Schneeberg Verlag
Stichwort "Boje"
Am Grün 9
D-76437 Rastatt

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